Neues aus Mühlrose

Freitag, 27. Januar 2017

Archäologie beim Jagdschloss

Der Tagebau Nochten rückt immer näher. Große Teile des Jagdschlossgebietes wurden schon in Anspruch genommen, der Wald wurde gefällt und alles für die Abbaggerung vorbereitet.
Bevor es aber soweit ist, kommen die Archäologen zum Zuge. Im Tagebauvorfeld untersuchen sie interessante Stellen. So kam es im Winter 2014/15 zu der Offenlegung einer 700 Jahre alten Pechsiedeanlage. Diese konnte am Tag des offenen Denkmals (13.09.2015) besichtigt werden.
Berichte hier:

Pechsiederei entdeckt
http://muehlrose.blogspot.de/2015/01/pechsiederei-entdeckt.html

Führung zum Pechofen - Ein Bericht
http://muehlrose.blogspot.de/2015/09/fuhrung-zum-pechofen-ein-bericht.html

Speziell wurde noch erwähnt, dass momentan alle möglichen Daten nur gesammelt werden, die Auswertungen dazu würden später erfolgen.

Nun ist eine Art Vorbericht der Auswertung erschienen, welcher das Jagdschloss und den dazugehörigen Jagdpark zum Thema hat.

Der Bericht "Der Jagdpark südlich von Weißwasser - von der Überlieferung bis zur archäologischen Untersuchung" wurde von Peter Schöneburg und Thomas Linsener verfasst und ist im Band "Ausgrabungen in Sachsen 5" vom Landesamt für Archäologie Sachsen erschienen.


Untersucht wurden die Baustrukturen des Chinesischen Turms, die Schlosswiese und die Randflächen des kleinen Waldsees. Dazu wurde eine umfangreiche Sammlung historischer Quellen erstellt.
Auch gab es Hinweise auf ältere Aktivitäten wie Feuerstellen aus der Steinzeit und die Pechproduktion der früheren Neuzeit.

Anhand von vielfältigen Quellen wird ein historischer Abriss der Geschichte des Jagdschlosses dargestellt. Das geht über das erste Jagdgebäude in der Mitte des 17. Jahrhunderts von Standesherr Landvogt Curt Reinicke I von Callenberg über den späteren Aus- und Umbau, über die Umgestaltung des Jagdpark ab 1817 durch Graf Hermann von Pückler, das Blockhaus am Waldsee, den Chinesischen Turm und das Anlegen von Wegen, über den Umbau 1854, den Übergang in Volkseigentum, der Denkmalschutz und die Sprengung 1972.


Die Auswertung der archäologischen Untersuchungen versucht, die Funde den verschiedenen Besitzern des Jagdschlosses und deren Aktivitäten zuzuordnen.
Gefundene grün glasierte Ofenkachelfragmente datieren aus der Zeit um 1600, dem Grafen Callenberg zugeordnet wurden Holzwasserleitungen (auf 1774 und 1732 dendrodatiert), Bäume für die Konstruktion eines Kellers wurden 1788/89 geschlagen. Die Reste einer gestempelten Mineralwasserflasche vom Ende des 18. Jahrhunderts wurden gefunden.
Aus der Zeit Callenbergs wurden noch zwei Münzen aus den Jahren 1760 und 1764 gefunden, ebenso wie Ofenkachelfragmente, Ziegelbruch und Talglichtschälchen.

Auf den Anfang des 19 . Jahrhunderts wurden unterschiedliche Anlagen datiert: die Toranlagen auf 1818, das Wehr zum Anstauen des Waldsees erbrachte Dendrodaten von 1823 und 1827, die Uferbefestigung 1818, die Holzbank am Rande des Sees wurde 1827 aufgestellt (Sitzfläche 1817 ±10 Jahre, Fuß 1816 ±10 Jahre), das Cottage am Waldsee konnte archäologisch nicht nachgewiesen werden. Die Punktfundamente des Chinesischen Turmes wurden 1843 errichtet.

Im Jahr 2010 wurden in der Nähe des Chinesischen Turmes drei Gruben entdeckt, später noch eine vierte. Darin befanden sich Wandleuchter, Girandolen und chinesischen Porzellanfragmente. Die insgesamt 11 Kunstgegenstände (unter anderem eine 1,20 m große buddhistische Bronzefigur) stammten aus dem Schloss Muskau und wurden im zweiten Weltkrieg versteckt. Die Gegenstände wurden der Familie Arnim zurückgegeben, ein Wandleuchter wird im Staatlichen Museum für Archäologie in Chemnitz als Leihgabe ausgestellt.




1 Kommentar:

  1. Ein Fundpunkt mit 10 Exemplaren Rotbraunem Sitter wurden 2009 ausgerechnet mitten im Wald am Grünen Weg gefunden, später mit Absperrband abgesperrt, wo die Stelle der Ausgrabung des Chinesischen Turm war.

    AntwortenLöschen